v.l.n.r. Philipp Schmid, Nicolas Walther, Thomas Abbühl, Jason Abbühl, Aaron Abbühl
Im Vorfeld der zum zweiten Mal durchgeführten Kleinfeld-Weltmeisterschaften - oder «Men's 3v3 WFC» wie sie offiziell bezeichnet werden - waren die meisten Experten einhellig der Meinung, dass sich die Schweizer Auswahl ebenso wie die üblichen Verdächtigen Schweden, Finnland und Tschechien mit hohen Siegen sowohl in den Gruppenspielen als auch in Achtelfinal und Viertelfinal durchsetzen und erst im Halbfinal die «richtigen» Weltmeisterschaften beginnen würden. Dort sei die Ausgangslage allerdings offen, aber am Ende wären es ohnehin die Schweden - oder vielleicht die Finnen- die für den Titel in Frage kommen würden. Hinter den Skandinaviern wurde den Schweizer gute Chancen auf eine Bronzemedaille attestiert. Dazu müsste allerdings alles mögliche zusammenstimmen.
Die Gruppengegner der Schweiz - Polen, Ukraine, Niederlande -, die am Freitag auf dem Programm standen, sorgten zumindest bei den Fans nicht für erhöhte Nervosität und die Freude, dass es endlich losging war gross.
Tag1, Gruppenphase
Schweiz - Polen 8:0
Es brauchte ein paar Minuten bis die Schweizer in Schwung kamen, trotzdem gab es eine solide 2:0 Führung bei Halbzeit. Mit vier Toren innerhalb zwei Minuten kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit machte die Schweiz alles klar zum auch in dieser Höhe verdienten klaren Sieg.
Schweiz - Ukraine 6:4
Nachdem auch die Ukraine ihr Auftaktspiel gegen die Niederlande 8:0 war mit mehr Widerstand als noch im Polenspiel zu rechnen. Die Schweizer liessen sich aber trotzdem nicht nervös machen und sorgten schnell für eine 2:0 Führung. Den Anschlusstreffer der Osteuropäre konterten Jason Abbühl und Yves Schlegel mit zum soliden 4:1, bevor dann kurz vor Halbzeit noch ein kurioses Eigentor kassiert werden musste. In der zweiten Halbzeit erhöhten die Eidgenossen vorentscheidend auf 6:2 bevor kurz vor Schluss die Ukraine mit zwei Treffern noch etwas Resultatkosmetik betrieb. Aber die Osteuropäer haben gezeigt, dass sie nicht unterschätzt werden dürfen und im Laufe des Turniers noch für die eine oder andere Überraschung sorgen könnten.
Niederlande - Schweiz 3:12
Die bis anhin punktelosen Niederländer waren der letzte Gegner des ersten Tages. Die Schweizer waren die haushohen Favoriten und wurden ihrer Rolle durchaus gerecht. Bis zur Pause legten sie schon einmal vorentscheidend mit 5:0 vor und liessen dann auch im zweiten Abschnitt nichts mehr anbrennen. Dass die Holländer mit drei Toren und zwei Pfostenschüssen sich auch noch offensiv bemerkbar machten, war nicht mehr als eine Randnotiz. Denn wer konnte es den überlegenen Schweizer verübeln, dass angesichts des klaren Spielstandes die Konzentration nicht mehr auf Topniveau war. Der erste Gruppenplatz - von allen Experten erwartet - war damit in trockenen Tüchern.
Fazit nach der Gruppenphase
Die Schweiz, Schweden, Finnland und eher überraschend Ungarn und Slovenien auf den ersten Gruppenplätzen. Tschechien und TItelverteidiger Lettland ebenso überraschend nur dritte in ihrer Gruppe. Slovenien habe einen guten Eindruck hinterlassen, so Nicolas Walther, und könnte noch für eine Überraschung gut sein. Der Achtelfinalgegner der Schweiz stand auch fest und es war ausgerechnet Lettland. Das kündete sich definitiv nicht mehr als Spaziergang an, aber die Spannung für den zweiten Tag war gross.
Tag 2, KO-Phase
Schweiz - Lettland 4:3
Ausgerechnet den Titelverteidiger schon im Achtelfinal, mag manch einer gedacht haben. Auch wenn die Letten mit Rang drei in der Gruppenphase eher enttäuscht haben, durften sie keinesfalls unterschätzt werden. Die Schweizer waren sich sehr bewusst, dass spätestens mit dem ersten Spiel der KO-Phase der «Ernst des Lebens» beginnen würde. Der Auftakt gelang wunschgemäss mit dem 1:0 von Jason Abbühl. Aber dann wurde es zäh, ja den Letten gelang sogar kurz vor dem Pausenpfif der Ausgleich, den aber Aaron Abbühl noch kontern konnte. Und genau das sollte das Muster auch in der zweiten Halbzeit sein: Ausgleich Lettland mittels Penalty, Nicolas Walther kontert eiskalt zum 3:2 ebenso mittels Penalty, Lettland kann erneut ausgleichen und Jason Abbühl sorgt wieder für die knappe Schweizer Führung und dabei blieb es bis zum Schluss. Es war das erwartet zähe Spiel, aber egal, Hauptsache eine Runde weiter und als Motivitation für die nächsten Runden: Wenn der Titelverteidiger geschlagen werden kann, ist alles möglich...
Schweiz - Ungarn 4:3
Viertelfinalgegner Ungarn schien auf dem Papier die einfachere Aufgabe als zuvor gegen den Titelverteidiger auch wenn sie in ihrer Gruppe mit Italien, Neuseeland, Island und Kolumbien nicht gerade absolute Topshots bezwingen mussten. Aber der 9:8 Sieg gegen Deutschland im Achtelfinal liess doch aufhorchen. Der Start gelang den Schweizern für einmal gar nicht. Nach dem frühen 0:1 der Ungarn mussten sie lang einem Rückstand nachlaufen. Nachdem endlich Aaron Abbühl der Ausgleich gelang dauerte es genau 16 Sekunden bis die Magyaren erneut die Führung an sich rissen und dabei blieb es bis zum Halbzeitpfiff. Wer nun glaubte, dass in der zweiten Hälfte die grosse Aufholjagd der Eidgenossen käme, wurde zunächst enttäuscht. Im Gegenteil, Ungarn erhöhte auf 1:3 und für die Einheimischen sahen sich erstmals an diesem Turnier mit einem Zweitorerückstand konfrontiert. Schmid erzielte zwar drei Minuten später den Anschlusstreffer, aber der Rückstand blieb. Ein Lattenknaller von Jason Abbühl lieferte auch nichts Zählbares und die Zeit tickte unerbittlich vorwärts. Und dann kam kam es doch noch gut. Yves Schlegel mit dem Ausgleich zwei Minuten vor dem Ende und gerademal 85 Sekunden vor Schluss war «Icemen» Nicky Walther mit einem mehr als stinkfrechen Buebetrickli erfolgreich. Die Halle tobte, aber die Schweizer verloren den Fokus nicht und hielten in der Folge dicht. Der Halbfinal Einzug war damit perfekt, ganz im Gegensatz zu den meistgehandelten Favoriten: Schweden verlor gegen die Ukraine und Finnland gar gegen Frankreich und somit lautete der zweite Halbfinal neben Schweiz gegen Slowenien nicht wie erwartet Schweden gegen Finnland, sondern Ukraine gegen Frankreich
Slowenien - Schweiz 2:6
Da waren sie nun die Slowenen, die schon in der Gruppenphase einen nachhaltgen Eindruck hinterlassen hatten. Die Schweizer hatten sich vorgenommen, kein zweites Nervenflattern wie gegen Ungarn zuzulassen. Und sie gingen die heikle Aufgabe konzentriert an, liessen defensiv nichts zu und eröffneten das Skore in der 7. Minute gleich mit einem Doppelschlag. Zumindest für die Zuschauer - auch für jene Fans, die behauptet hätten erst beim Halbfinale beginne die WM richtig und erst für die Halbfinalspiele auf der Tribüne Platz nahmen - war das ausserordentlich beruhigend... DIe Zweitoreführung hate auch bei Halbzeit bestand und wurde auch von den anwesenden Experten als durchaus solide bezeichnet. Damit es aber den Schweizerfans nicht zu wohl wurde, sorgten den die Slowenen mit dem Anschlusstreffer kurz nach Wiederanpfiff. Doch Schlegel und Jason Abbühl dachten wohl an die strapazierten Nerven ihrer Fans und stellten mit einem Doppelschlag innert 7 Sekunden auf 4:1. Als dann dann Slowenien einen Penalty nicht verwerten konnte spürte man, dass das die Vorentscheidung gewesen sein muss. Schlegel und J. Abbühl zum 6:1 machten alles klar, der slowenische Anschlusstreffer kam viel zu spät, um noch für UNruhe zu sorgen. Der Final war erreicht und die Medaille in trockenen Tüchern. Die Frage nach der Farbe blieb aber offen.
Schweiz - Ukraine 5:3
Noch einmal die Ukraine! Was in der Gruppenphase geklappt hat, warum sollte das im Final schiefgehen? Ja, so könnte sehr einfachargumentiert werden, aber die Ukraine hat Qualitäten gezeigt, insbesondere als sie die favorisierten Schweden ausgeschaltet hatten. Auch Headcoach Thomas Abbühl warnte, dass noch harte Arbeit von seinem Team bevorstehen würde. Und es ging für die Eidgenossen nicht wie gewünscht los. Sogar Iceman Nicky Walther scheiterte mit einem Penalty kurze Zeit später kam es noch dicker: Die Ukrainer schoben zur 1:0 Führung ein und Jason Abbühl traf nur die Latte. Zwar hatte die Schweiz klar mehr vom Spiel, war überlegen, aber die Bälle wollten einfach nicht rein. Bis zum Halbzeitpfiff gab es keinen Eintrag auf dem Skoreboard. «Irgendwänn gönd's denn scho emal ie», meinte ein langjähriger und mehrfacher KF-Schweizermeister auf der Tribüne und einem solchen Experten muss man einfach glauben... Und tatsächlich. Gut drei Minuten waren gespielt in der zweiten Halbzeit und die Schweiz lag mit 3:1 in Führung. Den ukrainischen Anschlusstreffer konterte J. Abbühl mit dem 4:2 und die Einheimischen schienen nun definitiv in der Spur zu sein. Auch der erneute Anschlusstreffer der Ukraine konterte Aaron Abbühl innert 6 Sekunden zum 5:3. Damit war den Osteuropäer der Stecker gezogen. Die Eidgenossen liessen nichts mehr anbrennen und brachten den Vorsprung routiniert ins Ziel.
Schlussfazit
Die Schweiz ist KF-Weltmeister! Irgendwie tönt das surreal, daran muss man sich zuerst gewöhnen. Der Titel ist aber nicht unverdient, denn die Schweizer waren taktisch und technisch ihren Gegnern überlegen. Diese versuchten zum Teil mit hohem physischen Einsatz allfällige Mängel zu kompensieren, was insbesondere den Ukrainern gegen Schweden gut gelang. Auch Slowenien und Ungarn brillierten mit hohem physischen Einsatz. Für diese Spielweise kommt ihnen natürlich das deutlich kleinere Spielfeld entgegen.
Interessant ist die Feststellung, dass auf dem kleinen Feld mehr als die «grossen Vier» ganz vorne mitspielen können und im Gegensatz zum Grossfeld Spannung schon ab den Achtelfinals herrscht.Die gegenüber dem konventionellen Kleinfeld leicht veränderten Regeln sind durchaus interessant und bringen eine zusätzliche Dynamik ins Spiel. Im Halbfinal und Final wirkte zwei Schiedsrichter, was sehr zu begrüssen war. Das könnte auch ein guter Ansatz für die KF-Playoff-Finalspiele sein.
Die Schiris übrigens, alle in der Schweiz aktiv leisteten einen hervorragenden Job und gaben nie zu Diskussionen Anlass. Ein dickes Lob gibt es auch für die Organisatoren, die einen stimmigen und tollen Event auf die Beine stellten und der Kleinfeld-WM einen würdigen Rahmen gaben. So darf es weitergehen.
Ganz zum Schluss noch ein Wort in eigener Sache. Ist dieser Beitrag auf unserer Vereins-Website gerechtfertigt? Wir meinen ja, denn mit Head Coach Thomas Abbühl und den vier Aktiven, Aaron und Jason Abbühl, sowie Nicolas Walther und Philipp Schmid hat der UHCevi Gossau auch einen Anteil am historischen Erfolg. Und eine bisschen stolz darauf dürfen wir doch sein, man möge uns das verzeihen!
12. Schmid (A. Abbühl) 3:0, 13. Walther 4:0, 14. Schlegel 5:0, 14. Schmid (J. Abbühl) 6:0, 17. Thaddey (A. Abbühl) 7:0, 20. A. Abbühl (J. Abbühl) 8:0.
13. A. Abbühl (J. Abbühl) 5:2, 17. J. Abbühl (Penalty) 6:2, 19. Ukraine 6:3, 20. Ukraine 6:4.
11. A. Abbühl 0:6, 12. J. Abbühl (A. Abbühl) 0:7, 13. Niederlande 1:7, 15. J. Abbühl (Schmid) 1:8, 15. Niederlande 2:8, 17. Meier 2:9, 17. J. Abbühl (A. Abühl) 2:10, 17. Niederlande 3:10, 19. J. Abbühl 3:11, 20. J. Abbühl (Schmid) 3:12.
14. Lettland 2:2 (Penalty), 15. Walther 3:2 (Penalty), 16. Lettland 3:3, 17. J. Abbühl (Schmid) 4:3.
12. Ungarn 1:3, 15. Schmid (J. Abbühl) 2:3, 18. Schlegel (Walther) 3:3, 19. Walther (Thaddey) 4:3.
12. Slowenien 1:2, 13. Schlegel (Nussbaumer) 1:3, 13. J. Abbühl 1:4, 17. Schlegel 1:5, 18. J. Abbühl (A. Abbühl) 1:6, 20. Slowenien 2:6.
11. A. Abbühl (J. Abbühl) 1:1, 13. A. Abbühl (J. Abbühl) 2:1, 14. Schmid (J. Abbühl) 3:1, 14. Ukraine 3:2, 15. J. Abbühl 4:2, 17. Ukraine 4:3, 17. A. Abbühl (J. Abbühl) 5:3.